Wednesday, November 30, 2005

“Wanderinnen zwischen den Welten”

Eine Diskussionsveranstaltung in der Geschäftsstelle von Türkiyemspor Berlin zum Thema Migrantinnen im Frauenfußball.

Am 27.11.05 fand bei Türkiyemspor Berlin die Veranstaltung “Wanderinnen zwischen den Welten ? Fußballerinnen im Spannungsfeld von Ethnizität und Vorurteil “. Veranstaltet wurde die Podiumsdiskussion von der internationalen Organisation FARE. Als Gäste auf dem Podium fanden sich:


- Marlene Assmann (aktive Spielerin bei Al-Dersim , drehte einen Dokumentationsfilm über Fußballerinnen aus dem Iran)

- Mavida Ovilade (aktive Nationalspielerin vom Verein Turbine Potsdam)

- Erika Harzer ( Filmemacherin –drehte den Film” Adelante Muchachas ! über Honduras Frauenfußball)

- Türkan Aslan (Trainerin Türkiyemspor D-Mädchen)

- Murat Dogan (Koordinator der Mädchenabteilung Türkiyemspors)

- Dr. Esther Lehnert leitete die Veranstaltung und ist Mitorganisatorin der bilingualen Wander-Ausstellung “Different Roots – One Game. Migration und ethnische Minderheiten im europäischen Fußball”


Über sechzig Gäste, Photografen und Journalisten gaben der Veranstaltung einen würdigen Rahmen. Im Rahmen der mehrstündigen Veranstaltung wurden Themen des Fauenfußballs behandelt u.a wurde festgestellt das Mädchenfußball weiterhin am boomen ist mit Mitgliedsteigerungen von um die 20%. Von den Podiumsteilnehmerinnn wurde jedoch bemängelt das es weiterhin an Unterstützung aus den Vereinen mangelt ebenso wie an Unterstützung von seitens der Politik.
Vor den Pressevertretern wurde das mangelnde Medieninteresse an Frauenfußball kritisiert, so brachte Erika Harzer das Argument das der 11:1 Sieg von Turbine im UEFA-CUP in den Medien nicht nach gelesen werden konnte. Mavida Ovilade brachte zur Ehrenrettung der Medien an, daß ja zumindestens die Frauen WM und EM, sowie das DFB Pokalendspiel live übetragen wurden bzw. werden.

Und die Kritik überwog bei den weiteren Themen, so wurde von Frau Harzer festgestellt, dass die Strukturen des DFB nach wie vor auf Männer und Männerfußball zugeschnitten seien. So wusste keiner aus der DFB Zentrale, dass das Frauennationalteam im Prenzlauerberg gegen die Niederlande spielen würde und so konnte sie auch keine Akkreditierung zu diesem Spiel erlangen. ( !)

Auch Türkan Aslan war der Meinung ,dass der Frauen und Mädchen Fußball weit hinter den Männer und Jungenfußball zurückliegen würde. Mädchenfußball würde
belächelt werden und nicht ernst genommen werden. So wäre doch bezeichnend ,dass das DFB Pokalendspiel der Frauen als Vorspiel der Männer fungiert.

Marlene Assmann referierte über den Frauenfußball in dem Iran und bemerkte das Frauenfußall im Iran im Gegensatz zu Honduras nicht eine soziale Leiter des Aufstiegs darstellt, da hier sich eh nur Frauen aus der Oberschicht für Fußball interessieren.


Murat Dogan berichtete über die Schwierigkeiten bei der Aufbauphase des Mädchenteams (z. B.: anfängliche Unverständniss im Verein selbst, Familenhintergründe, Schwierigkeiten bei der Sponsorensuche etc.) Weiterhin stellte Murat dar , das mit der Entwicklung von Mädchenfußball bei Türkiyem auch Ausbildungen von Frauen zu Betreuerinnen und Trainerinnen gefördert bzw. entwickelt werden sollen.


Türkan verwies im Anschluß auf die bereits erreichten Erfolge dieses Projektes. So hätten sich die teinehmenden Mädchen sehr verändert und seien selbstbewusster geworden. Das Training macht viel Spaß und die Spiele werden trotz mehrerer Niederlagen mit Freude wahrgenommen. Es hätte sich unter den Mädchen ein richtiges Team herausgebildet. Diese Entwicklung der Mädchen würde sich auch auf die schulischen Leistungen positiv auswirken.



Zusammenfassend wurde festgestellt das:

- mehr Medienpräsens benötigt wird
- die DFB Strukturen verändert werden müssen
- mehr Geld notwendig ist
- Mädchen- und Frauenfußball mehr öffentliche Anerkennung zusteht
- Weiterhin ein akuter Mangel an qualifizierten Trainerinnen besteht
- sowie das mit Schulen und öffentlicheFreizeiteinrichtungenzur Förderung
und Entstehung von Mädchen- und Frauensport zusammen geabeitet werden sollte


Interessant am Rande war zu beobachten, wie z.B. die Männer die in der Geschäftstelle auf die Übetragung des UEFA-CUP Spiels von Besiktas warteten verwunderte Blicke austauschten. Ebenso wie einige Teilnehmerinnen der Diskussion erstmals in ihrem Leben einen heißen türkischen Tee zwischen den Fingern hielten. So hat auch die Räumlichkeit bei Türkiyemspor noch aktiv etwas zum interkulturellen Aspekt der Veranstaltung beigetragen.
Im Anschluß an die Veranstalung wurde noch in Kleingruppen bei Bier und Tee die Diskussion fortgesetzt.

Eine gelungene Veranstaltung die der Fortsetzung bedarf und nur als Anfang gelten kann um Frauen- und Mädchenfußball langfristig zu etablieren. Folgeveranstaltungen sind von FARE und Flutlicht geplant.

Dazu erschien auch in der tageszeitung vom 29.10. unter dem Titel:
“Keiner hat gelacht - kickende kreuzberger migrantinnen” ein lesenswerter Bericht. Einzusehen unter http://www.taz.de/pt/2005/10/29/a0300.nf/text

Ein weiterer ausführlicher Bericht zum Thema erschien auch in der Ausgabe Nr. 10 des " Scheinschlag"s. Zu lesen hier unter :
http://www.scheinschlag.de/archiv/aktuell/dateien/texte/33.html

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