Der Verein Gesellschaftsspiele und das Fanprojekt Berlin laden am 29. September von 12:00 Uhr bis 01:00 ins Haus der Fankulturen. Das erste #passt-Festival bietet fanpolitische Debatten und Vorträge über die aktuelle Situation im türkischen Fußball, Kampf gegen Homophobobie und Fußball für Flüchtlinge. Mit dabei beim Türkei-Forum auch die Freunde von Türkiyemspor e.V., mit Robert und Hacky.
Drei attraktiv besetzte Podiumsdiskussionen bieten die Möglichkeit, sich über
relevante Fan-Themen zu informieren und auszutauschen. Im Fokus stehen insbesondere die aktuelle Situation im türkischen Fußball, der Kampf gegen Homophobie und die Herausforderung Fußball für Geflüchtete zu ermöglichen.
Neben spannenden Themen, kühlem Bier und sonstigen Leckereien darf auch gefeiert
werden. Direkt nebenan im VIP-Bereich des Jahn-Sportpark, wo einst Erich Mielke
seine Schmalzstullen vertilgte, kann zu Live-Musik getanzt werden. Wer dann noch
immer Luft hat, feiert im Haus der Fankulturen weiter.
Wie sieht die konkrete Solidarität für Geflüchtete aus?
Die Einnahmen aus diesem Tag gehen zu gleichen Teilen an Champions ohne Grenzen und Welcome United 03.
- Alle Personen auf den Podien spenden ihre Aufwandsentschädigungen.
- Künstler und DJ verzichten teilweise oder vollständig auf ihre Gagen und
spenden diese.
- 50 Cent von jedem verkauftem Getränk fließen in die Spendenkasse.
- Die Hälfte der Einnahmen aus dem Verkauf des Buches „Zurück am Tatort
Stadion“ gehen in die Spendenbox.
- Medienpartner, Transparent – Magazin für Fankultur, stellt einen Teil
seiner Einnahmen an diesem Tag, ebenfalls zur Verfügung.
- Spendendosen werden während des gesamten Tages, gut sichtbar aufgestellt
sein.
- Darüber hinaus sammeln wir gut erhaltene Fußballschuhe, die für
Kunstrasenplätze geeignet sind. Diese kommen Champions ohne
Grenzen zugute.
„Beim Festival ist jeder gern gesehen. Nazis und „besorgte Bürger“ sind dagegen
vollkommen fehl am Platz“, mahnen die Veranstalter.
Programm
12.00 – 13.45 Filmvorführung Istanbul United
Die Ultras der drei wichtigsten Fußballclubs in Istanbul (Galatasaray, Fenerbahçe und
Beşiktaş) sind weltweit bekannt für die bedingungslose Unterstützung ihrer Teams.
Ihre gegenseitige Rivalität endet häufig in extrem gewalttätigen Auseinandersetzungen mit zahlreichen Verletzungen und sogar Todesfällen.
Doch im Sommer 2013 geschieht etwas Außergewöhnliches: Während der Proteste
und Zusammenstöße gegen die türkische Regierung und Premierminister Erdogan im
Gezi-Park vereinen sich die konkurrierenden Fanclubs zum ersten Mal für eine
gemeinsame Sache. Menschen, die berüchtigt sind für ihren Hass, stehen nun Seite an
Seite und kämpfen unter dem Namen »Istanbul United« gegen das herrschende
System in der Türkei.“ (Filmverleih Port-Au-Prince)
14.00 – 15.00 Repressionen im türkischen Fußball - aktuelle
Entwicklungen vor den Neuwahlen
In der Türkei sind Fußball und Politik eng mit einander verwoben. Sicherheitsgesetze
und die elektronische Fan-Karte „Passolig“ schränken die Bürgerrechte von
Fußballanhängern massiv ein. Leere Stadien sind die Folge. Es regt sich jedoch auch
Widerstand: Fans verschiedener Vereine organisieren mittlerweile gemeinsam ihren
Protest und fordern offensiv ihre Rechte ein. Was hat der bisherige Protest erreicht?
Vor den Neuwahlen im November ist die politische Lage angespannt. Militärische
Konflikte, die Kurdenfrage und Erdogans Verhältnis zur Terrororganisation IS
bestimmen die Debatte. Wie spiegelt sich diese Situation in den Stadien wider? Auch
wenn mittlerweile ein Freispruch unausweichlich zu sein scheint: Noch immer stehen
35 Mitglieder der Besiktas-Fangruppe Çarşı wegen Putschversuchs vor Gericht.
Welchen Einfluss haben die politischen Entwicklungen auf das Verfahren?
Harald „Hacky“ Aumeier lebt und arbeitet seit über zehn Jahren in Istanbul und wird
einen Einblick in die derzeitige Lage der türkischen Fankultur geben. Ihm zur Seite
wird Alexander Bosch, Sprecher der Themenkoordinationsgruppe Polizei &
Menschenrechte bei Amnesty International, über staatliche Repressionen und
politische Prozesse in der Türkei informieren.
Referenten: Harald Aumeier (Medienarbeiter und Experte für türkische Fankultur)
und Alexander Bosch (Amnesty International, Polizei und Menschenrechte) und
Duygu Aloğlu (Polit-Aktivistin und Mitglied im Fanclub „Karakizil“ Ankara
Genclerbirligi)
Moderation: Robert Claus (Mitarbeiter der „Kompetenzgruppe Fankulturen und Sport
bezogene Soziale Arbeit“ [KoFaS] an der Uni Hannover)
15.15 – 16.15 Fußballfans gegen Homophobie & der Fall des
Schiedsrichters Halil İbrahim Dinçdağ
Thomas Hitzlsperger hat mit seinem Outing eine tiefgreifende Debatte zu
Homosexualität in Fußball angestoßen. Was hat sich seitdem verändert? Ist das
Bekenntnis zur eigenen Sexualität unproblematischer geworden? Wie positionieren
und artikulieren sich Fangruppen? Ist die Problematik möglicherweise nur „aufgebauscht“, wie einige glauben machen wollen?
Welche extremen Formen Homophobie im Fußball annehmen kann, zeigt der Fall des
türkischen Schiedsrichters Halil İbrahim Dinçdağ. Sein Fall wird exemplarisch
dargestellt werden. Diskutieren werden wir mit Martin Endemann, einem profunden
Kenner der Fan-Landschaft.
Referent: Martin Endemann (Politologe und langjähriger Sprecher des Bündnisses
Aktiver Fußballfans BAFF. Aktiv für Football Supporters Europe und Fußballfans gegen
Homophobie. Zahlreiche Veröffentlichungen über Fußball und Diskriminierung)
16.30 – 17.30 Fußball für und mit Geflüchteten. Herausforderungen und
Möglichkeiten
In diesem Sommer ist das Schicksal von Geflüchteten und die Unterstützung durch die
Zivilgesellschaft in den Mittelpunkt der medialen Aufmerksamkeit gelangt. Zahlreiche
Vereine und Initiativen arbeiten schon seit Jahren in diesem Bereich und verfügen
über unterschiedlichste Erfahrungen.
Welche Rolle können Fußballinitiativen und bei der Integration von Geflüchteten
spielen? Welche Fallstricke lauern? Aktivistinnen der beiden bekanntesten Initiativen
aus Berlin und Brandenburg informieren über ihre Erfahrungen.
In Babelsberg wurde erstmals eine Mannschaft „Welcome United 03“, die
ausschließlich aus Flüchtlingen besteht, in Vereinsstrukturen eingebunden. Dafür
erhielt der Verein viel öffentliches Lob. Wie wird es aber weitergehen, wenn der
mediale Beifall verstummt ist und der Ligaalltag nicht nur Solidarität mit sich bringt,
sondern auch herausfordernde Situationen?
Eine zweite Initiative aus Berlin, „Champions ohne Grenzen“, bemüht sich ebenfalls
um die soziale Integration von Geflüchteten und versucht Asylsuchenden in
Flüchtlingsunterkünften neue Perspektiven zu vermitteln. Wie das in der Praxis
aussieht und an welche Widerstände solche Initiativen geraten, wird Carolin Gaffron
berichten. Darüber hinaus soll diskutiert werden, wie eine Selbstorganisation der
Geflüchteten aussehen kann.
Referentinnen: Manja Thieme (Flüchtlingshilfe Potsdam & Teamleitung Welcome
United 03 Babelsberg) und Carolin Gaffron (Vorsitzende Champions ohne Grenzen)
Moderation: Jörg Depta (kopfstoss.fm)
17.30 – 17.40 Unter dem Pflaster liegt der Strand - und
Gesellschaftsspiele: About us!
Was genau macht der Verein Gesellschaftsspiele eigentlich? Wo wollen wir hin? Was
bedeutet tackling hard for fair play? Hat die Mitgliedschaft irgendwelche
schwerwiegenden Nebenwirkungen?
17.40 – 19.30 Kickerturnier, Verpflegungs- und Informationsstände
19.00 – 19.45 Live-Musik* mit einem Überraschungsgast
20.00 – 21.00 Live-Musik* mit Refpolk & Daisy Chain (HipHop aus
Berlin und Athen)
21.00 – 01.00 Drinks und Musike mit DJ Sol Tight (The Fresh Prince
Club @ Prince Charles)
*Die Live-Auftritte finden im VIP-Bereich des Jahn-Sport-Parks statt. 100m Fußweg
vom Haus der Fankulturen entfernt.
Das pass/t Festival ist eine Veranstaltung des Fanprojektes Berlin und von dem Verein
Gesellschaftsspiele - tackling hard for fair play.
www.gesellschaftsspiele.berlin / twitter: SpieleGesellen / facebook: gesellschaftsspieleberlin
pass/t – Festival
26. September von 12:00 Uhr – 01:00 Uhr im Haus der Fankulturen
Cantianstraße 25
10437 Berlin
U2 Eberswalder Straße
Facebook-Event:
www.facebook.com/events/458793367656940/
#passt